© mute-labs GmbH
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Schallisolierte Telefonzelle für das Büro made in Germany – und trotzdem Preisführer: Wie ein Berliner Start-up den Markt für Telefonboxen umkrempelt

Telefonzelle Büro

Schallisolierte Telefonzellen fürs Büro sind nichts Neues. Allein in Deutschland gibt es über 20 Anbieter solcher Kabinen. Die Preise für eine Telefonbox haben es meist in sich. Fast alle kosten über 6.000 Euro. Ein Start-up aus Berlin mischt diesen Markt jetzt auf. Die Telefonzellen von mute-labs sind mit 2.990 Euro deutlich günstiger zu haben - und das, obwohl mute-labs komplett in Deutschland fertigt und die Qualität laut dem Gründer den teureren Wettbewerbern in nichts nachsteht. Seit Corona verzeichnet das Start-up eine deutlich höhere Nachfrage. Wie sich der Ansatz von mute-labs vom Wettbewerb unterscheidet, wie er mit einem in Deutschland produzierten Produkt Preisführer sein kann und warum er für jede verkaufte Telefonbox einen Baum pflanzt, erzählt Conradin Castell im Interview.

Telefonzelle für das Büro

Es gibt allein in Deutschland 20 Hersteller von Telefonkabinen. Wie kommt man auf die Idee der 21. zu werden?

Conradin Castell: Das stimmt. Die Idee, mit einer schallisolierten Telefonzelle Rückzugsräume in Großraumbüros zu schaffen, ist nicht neu. Was neu ist, ist der Preis. Ich bin auf die Idee gekommen, als ich für mein letztes Start-up selbst Telefonboxen suchte und nichts unter 6.000 Euro fand. Das muss doch günstiger gehen, dachte ich mir. Also habe ich selbst eine Telefonbox entwickelt, die sich auch Start-ups leisten können.

Eure Telefonbox kostet 2.990 Euro, also weniger als die Hälfte. Wo habt ihr gespart?

Conradin Castell: Wir haben gar nicht gespart. Unser ganzes Geschäftsmodell ist anders als bei unseren Wettbewerbern: Zum einen gibt es unsere Telefonboxen nur in einer Ausführung. Man kann nichts anpassen. Dadurch können wir in Serie fertigen und das ist natürlich deutlich günstiger als wenn man bei jeder Kabine Einzelwünsche berücksichtigt. Und zweitens verkaufen wir nur direkt an Endkunden, also nicht über Zwischenhändler. Und das, was die anderen als Händlermarge einplanen, geben wir direkt an unsere Kunden weiter. Recht einfach also ...

Nachhaltig – made in Germany

Eure Telefonboxen werden in Deutschland produziert. Ist das nicht teuer?

Conradin Castell: Das kommt darauf an. Mir war es wichtig, einen Produzenten hier in Deutschland zu finden, weil es insbesondere in der Produktentwicklung extrem wichtig ist, ganz nah dran zu sein. Sonst kann man die Qualität, die wir wollen, nicht sicherstellen. Außerdem wollte ich nicht nur eine bezahlbare Telefonzelle für das Büro entwickeln, sondern auch eine nachhaltige. Und wenn man 220 kg um die halbe Welt verschifft, dann entspricht das nicht meiner Vorstellung von Nachhaltigkeit. Aber noch mal zu den Kosten. Mit dem richtigen Automatisierungsgrad ist Deutschland gar kein so teurer Produktionsstandort. Wenn die Kunden mir diese Frage stellen, sage ich immer: IKEA fertigt seine BILLY-Regale auch in Deutschland.

Du hast das Thema Nachhaltigkeit erwähnt: Was bedeutet das für dich?

Conradin Castell: Nachhaltigkeit ist ein Thema, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Dass wir durch unsere Produktion in Deutschland einen besseren CO2-Footprint haben, habe ich ja schon erwähnt. Da geht es aber auch um die Materialien, die wir verwenden. So stammt zum Beispiel das Holz in unseren Telefonboxen aus nachhaltiger Forstwirtschaft, der Akustikfilz ist aus recycelten PET-Flaschen hergestellt und so weiter. Außerdem pflanzen wir für jede verkaufte Telefonbox einen Baum. Und zwar nicht über irgendeine Organisation in Brasilien, sondern selbst als Team und hier vor Ort.

Wer sind eure Kunden?

Conradin Castell: Gute Frage. Ganz andere als am Anfang geplant. Die Idee war ja, eine Telefonbox für Start-ups zu entwickeln. Natürlich verkaufen wir nach wie vor viel an Start-ups. Aber deutlich über die Hälfte unserer Kunden sind inzwischen große Konzerne und sehr etablierte Unternehmen. Zu unseren Kunden zählen mehrere DAX-Konzerne, Strategieberatungen, Agenturen, Hochschulen, Ministerien und ein Rapper. Den kannte ich zwar nicht und ich weiß auch nicht, wofür ein Rapper eine Telefonbox braucht, aber mein Team war ganz aufgeregt, als die Bestellung reinkam.

In Zukunft folgen weitere Produkte

Corona muss für euch ziemlich hart gewesen sein?!

Conradin Castell: Das stimmt. Am Anfang hatten wir Umsatzeinbrüche von über 90 Prozent. Da habe ich schon die eine oder andere Nacht etwas unruhiger geschlafen. Aber wir standen zum Glück sehr solide da und konnten die Zeit für die Entwicklung weiterer Produkte gut nutzen. Und inzwischen hat sich Corona für uns eher positiv ausgewirkt. Die meisten Büros sind wieder offen, auch wenn nur ein Teil der Mitarbeiter dort ist. Ein Teil der Belegschaft ist bei den meisten Firmen nach wie vor im Homeoffice. Aber untereinander abstimmen müssen sich die Leute trotzdem. Das heißt: Obwohl viel weniger Leute im Büro sind, ist es viel lauter, denn es wird viel mehr telefoniert. Daher wollen jetzt alle Telefonboxen. Schön für uns. Ich wünsche mir trotzdem, dass der Corona-Spuk bald ein Ende hat.

Weitere Produkte?

Conradin Castell: Ja, seit Kurzem haben wir eine Meetingbox für vier Personen. Und weitere Produkte folgen bald ...